Akupunktur für Tiere

Die Akupunktur (lat. acus = Nadel, pungere = stechen) ist eine Methode, die darauf basiert, dass spezifische Körperpunkte stimuliert werden. Durch die Stimulation verändern sich verschiedene biochemische und physiologische Zustände, das Gleichgewicht im Körper wird wieder hergestellt und die Ursache von Störungen behoben.

Die Lehre von Yin und Yang ist die philosophische Grundlage des chinesischen Denkens. Ist das Gleichgewicht gestört bedeutet das Krankheit! Keines von beiden kann selbständig existieren. Jeder Yin-Aspekt hat auch mehr oder weniger Yang in sich und umgekehrt.

Wie wirkt Akupunktur?

Die inneren Organe, Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder und die Muskulatur sind über Nervenbahnen mit dem Rückenmark und dem Gehirn verbunden. So werden Informationen über Aktivität, aber auch über Krankheit und Schmerzen an das Schaltzentrum abgegeben. Genauso gibt es Nerven-Bündel die eine Verbindung nach außen zur Haut herstellen. Diese Hautpunkte (Akupunkturpunkte) sind genau definiert und können den Zustand (Krankheit, Schmerzhaftigkeit) von erwähnten Organen und Geweben anzeigen. Dadurch wird verständlich, dass der Einstich einer Akupunkturnadel einen Einfluss auf diese Strukturen nimmt.

Je nach Absicht kann man Punkte bzw. Organe tonisieren (stärken) oder sedieren (beruhigen). Über die Verbindung zum Gehirn werden körpereigene Schmerzmittel (Endorphine) aktiviert. Dadurch kann der Einsatz von Medikamenten (Analgetika), die manchmal mit Nebenwirkungen verbunden sind, vermindert bzw. vermieden werden.
Blockaden im Energiefluss (Qi) werden gelöst, Gestautes kann man ausleiten oder Mangel ausgleichen.

Wie funktioniert Akupunktur?

Man weiß inzwischen, dass Akupunktur alle wichtigen physiologischen Systeme beeinflusst. Primär wirkt sie über das Zentralnervensystem, das auf Bewegungsapparat, Hormonsystem und Herz-Kreislauf-System wirkt.

Akupunktur kann mehr als nur Schmerzlinderung bewirken. Die Wirkung hängt dabei von der behandelten Störung und der Wahl der behandelten Punkte ab. Die wichtigsten Wirkungen der Akupunktur sind:

  • Verbesserung der Durchblutung,
  • Freisetzung zahlreicher Neurotransmitter und Neurohormone; unter anderem fördert sie die Ausschüttung von Endorphinen (natürliche schmerzlindernde Hormone des Körpers),
  • Linderung von Muskelkrämpfe,
  • Stimulation der Nerven und des Immunsystem des Körper

Daneben hat sie noch zahlreiche weitere positive Wirkungen. Nach der chinesischen Philosophie entsteht Krankheit durch ein energetisches Ungleichgewicht im Körper. Akupunkturtherapie soll die Energie ausgleichen, den Energiefluss korrigieren und dadurch zur Heilung beitragen.

Wann kann man dieses Heilverfahren anwenden? Und bei welchen Tieren?

Grundsätzlich nur bei funktionellen, reversiblen Erkrankungen. Das heißt Voraussetzungen sind intakte Strukturen, damit gestörte Organfunktionen wieder reguliert werden können.

Insbesondere bei:

  • Störungen im Bewegungsapparat
  • orthopädische Schmerzen (Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule)
  • Innere Organerkrankungen
  • Verdauungstrakt (Durchfall, Erbrechen, Obstipation)
  • Urogenitaltrakt (Harnabsatzprobleme, Scheinträchtigkeit…)
  • Leber-und Nierenfunktionsstörungen
  • Hauterkrankungen
  • Allergien, Dermatitiden, Juckreiz…
  • Verhaltensprobleme
  • Unsauberkeit, Ängstlichkeit, Aggressivität…
  • Postoperative Rehabilitation
  • Notfallsituation (Atemnot, Schock)

Die Akupunktur kann man prinzipiell bei allen Haus- und Nutztieren anwenden.

Wann sollte Akupunktur nicht angewendet werden?

  • bei Jungtieren unter einem halben Jahr
  • Herzpatienten im Stadium der Dekompensation (sehr schwere Herzschwäche)
  • Maligne Tumoren (bösartiger Krebs mit schlechter Prognose)
  • Weit fortgeschrittene Erkrankungen bei denen Strukturen unheilbar zerstört   wurden (z.B.Muskelnekrosen) Bei erforderlichen chirurgischen Maßnahmen nur als Unterstützung (z. B. Schmerzreduktion)

Ist Akupunktur schmerzhaft für Ihr Tier?

Akupunktur wird mit sterilisierten, dünnen, speziellen Akupunkturnadeln durchgeführt. Gelegentlich tritt ein kurzer Schmerzmoment auf, wenn die Nadel in bestimmten empfindlichen Bereichen die Haut durchsticht. Sobald die Nadel am Platz ist, entspannen sich die meisten Tiere und schlafen sogar häufig während der Behandlung ein.

Wie sicher ist Akupunktur?

Akupunktur ist eine der sicherten Therapieformen, wenn sie von einem kompetenten Akupunkteur durchgeführt wird. Allerdings gibt es keine Garantie auf die Wirkung. Nebenwirkungen treten nur in Ausnahmefällen auf. Während der Behandlung kann es zu Kreislaufproblemen kommen, die aber schnell vorüber gehen. Gelegentlich gibt es eine Erstverschlechterung des Zustands Ihres Tieres, bevor eine Besserung eintritt. Da Akupunktur auf die Selbstheilungskräfte des Körpers wirkt und keine chemischen Substanzen eingesetzt werden, kommt es nur sehr selten, wenn überhaupt, zu Komplikationen.

Mit wie vielen Behandlungen muss man rechnen?

Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Alle Tiere sind verschieden. Jeder Organismus reagiert anders, die Tiere sind unterschiedlich alt, und sie haben unterschiedlich lang und intensiv mit ihren Problemen zu tun oft mehrere „Baustellen“ übereinander gelagert. Der optimale Zustand wäre erreicht wenn ein Tier ganz blockadefrei ist. Aber bereits nach einigen wenigen Behandlungen sollte sich eine Besserung abzeichnen. Dort wo sich die Energie bewegen lässt, und das ist bei den meisten Tieren der Fall, kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit schon bald eine deutliche Verbesserung oder sogar Heilung erzielen.